Die langfristige Entwicklung von Arbeit, Freizeit und Produktivität in der Schweiz
Februar 2024: Im Auftrag des SECO untersuchte BSS, ob Erwerbstätige von der wirtschaftlichen Entwicklung der Schweiz profitierten. Die Besonderheit der Studie liegt darin, dass nicht nur finanzielle Hinzugewinne in Form von höheren Löhnen untersucht wurden, sondern auch Zugewinne in Form von kürzeren Arbeitszeiten.
Die Studie zeigt, dass die Produktivitätsanstiege seit den 1950er Jahren beachtlich waren und eine Verfünffachung der Löhne in diesem Zeitraum ermöglicht haben. Der Rückgang der Arbeitszeit je Erwerbstätigen war zwar mit 37 Prozent deutlich geringer, stellt jedoch ein bedeutsamer Sekundärgewinn dar. Gleichzeitig ist auch die Zeit im Ruhestand stark gestiegen.
In der jüngeren Vergangenheit ergibt sich durch die Analyse von Individualdaten ein differenziertes Bild. Männer in der Schweiz, vor allem Väter, haben ihre Erwerbsarbeitszeit seit 1997 leicht reduziert. Die Schweizer Frauen (vor allem die Mütter) haben ihre Erwerbsarbeitszeit hingegen in einem grösseren Ausmass erhöht. Paarhaushalte mit Kindern arbeiten heute also insgesamt mehr Stunden auf dem Arbeitsmarkt als noch 1997. Eine Analyse der Zeitnutzung zeigt, dass diese beiden Trends zusammenhängen: Die Männer haben mehr Betreuungs- und Hausarbeit übernommen. Die frei verfügbare Zeit - die eigentliche Freizeit - hat seit 1997 zumindest für die 30- bis 63-Jährigen nicht mehr zugenommen.
Die Studie im Rahmen der Strukturberichterstattung des SECOs wurde gemeinsam mit unseren akademischen Partnern Michael Siegenthaler (KOF) und Reto Föllmi (Universität St. Gallen) erarbeitet.
NZZ hat einen interessanten Beitrag zum Teilresultat über die zunehmende Zeit für Kinderbetreuung geschrieben (online hier).
Der Blick hat in einem Artikel zum Teilzeitboom mit Michael Siegenthaler gesprochen und unsere Grafik zur Gesamtarbeitszeit von Paaren übernommen (Link).
Links: Artikel in Die Volkswirtschaft, Studie, NZZ, Blick