Informationsbedürfnisse Berner Unternehmen zur Arbeitsintegration von Sozialhilfebeziehenden
Oktober 2020: Was hält Unternehmen davon ab, Sozialhilfebeziehenden – und v.a. Flüchtlingen und Vorläufig Aufgenommenen – eine Arbeitsintegration zu ermöglichen?
Die Studie fokussiert auf die Informationsbedürfnisse von Arbeitgebenden. Sie geht der Frage nach, ob eine Verbesserung der Informationsangebote (bspw. mittels Flyern oder den Internetseiten der zuständigen Ämter) dazu führen könnte, mehr Arbeitgebende dazu zu bewegen, Sozialhilfebeziehenden eine Arbeitsintegration zu ermöglichen.
Die Befunde der Studie zeigen als erstes, dass zwischen zwei grundverschiedenen Informationsbedürfnissen unterschieden werden muss: Einerseits haben Arbeitgebende Informationsbedürfnisse hinsichtlich der Rahmenbedingungen der Arbeitsintegration. Beispiel: Brauchen Vorläufig Aufgenommene eine Arbeitsbewilligung? Andererseits – und das ist das wichtigere Informationsbedürfnis – wollen Arbeitgebende wissen, welche Fähigkeiten die einzelnen Sozialhilfebeziehenden mitbringen und welchen Aufwand ihre Betreuung und Einarbeitung für das Unternehmen bedeuten würde.
Was die allgemeinen Informationsbedürfnisse betrifft, zeigen unsere Studienergebnisse, dass die bestehenden Informationsangebote zu den Rahmenbedingungen der Arbeitsintegration prinzipiell gut genug sind; diejenigen Unternehmen, die nach Informationen suchen, finden diese auch. Eine Verbesserung der Informationsangebote allein hätte somit nur wenig Potential, mehr Arbeitgebende dazu zu bewegen, Sozialhilfebeziehenden eine Arbeitsintegration zu ermöglichen. Statt lediglich die Informationsangebote zum Thema zu verbessern, empfehlen wir deshalb, mehr Werbung für das Thema Arbeitsintegration zu betreiben.
Zum Bedürfnis, die individuellen Fähigkeiten und Schwächen der einzelnen Sozialhilfebeziehenden kennenzulernen: Unsere Untersuchungsergebnisse zeigen, dass sich dieses Informationsbedürfnis am besten durch Probeeinsätze adressieren lässt. Hier sind Arbeitgebende jedoch mit Hürden konfrontiert: So hindert die Angst, potentiell des Lohndumpings bezichtigt zu werden, viele Arbeitgebende daran, Probeeinsätze anzubieten. Diesbezüglich reicht es nicht, die Informationsangebote zu verbessern. Stattdessen empfehlen wir der Politik und den Sozialpartnern dringend, für die notwendige Rechtssicherheit zu sorgen – aktuell ist diese noch nicht gegeben.
Die empirische Grundlage der Studie ist eine schriftliche Befragung von rund 900 Berner Unternehmen. Das Besondere an der Befragung ist, dass sie postalisch durchgeführt wurde. So konnten sich auch viele Kleinstunternehmen (wie bspw. Handwerksbetriebe) beteiligen, welche an online durchgeführten Befragungen typischerweise nicht teilnehmen, aber eine wichtige Zielgruppe für Integrationsmassnahmen sind.