Im Auftrag des Staatssekretariats für Wirtschaft SECO hat BSS die Auswirkungen ausländischer Industriepolitik, insbesondere des amerikanischen Inflation Reduction Act (IRA) von 2022 und des europäischen Green Deal Industrial Plan (GDIP) von 2023, auf die Schweizer Wirtschaft untersucht.
- Auftraggeber: Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO)
- Methoden: Literaturanalysen, Unternehmensbefragungen, Simulationen innerhalb eines Handelsmodells, ökonometrische Analysen, Fallstudien zu aktuellen ausländischen Industriepolitiken
- Zeitraum: 2022-2024
- Leistungen und Produkte: Bericht
Wir identifizieren fünf Hauptkanäle, über die die Auswirkungen ausländischer Industriepolitik auf die Schweizer Wirtschaft übertragen werden können. Erstens beeinflusst der Wettbewerb in den Zielmärkten die Schweizer Firmen, da Subventionen die Wettbewerbsfähigkeit ausländischer Unternehmen erhöhen können. Dies zeigte sich beispielsweise im «Juncker-Plan» der EU, der negative, aber nicht signifikante Auswirkungen auf Umsatz und Beschäftigtenzahlen bei Schweizer Wettbewerbern hatte. Initiativen wie der IRA und der GDIP könnten die Produktionskapazitäten im Ausland erhöhen und die Weltmarktpreise senken, was potenziell die Schweizer Exporte verringert.
Zweitens kann durch Subventionen der Handelspartner die Nachfrage nach vorgelagerten Industrien steigen. Dies könnte vorteilhaft sein, wie im Fall von Schweizer Unternehmen, die deutsche Hersteller von Solarzellen beliefern. Es könnte aber auch nachteilige Wirkungen haben, wenn es für Schweizer Firmen schwieriger würde, wegen zunehmender Konkurrenz bestimmte Rohstoffe zu beschaffen.
Drittens könnten Schweizer Unternehmen ihre Auslandsinvestitionen erhöhen, um von Subventionen zu profitieren und lokale Beschaffungsvorschriften zu erfüllen. So hatte beispielsweise Stadler Rail als Reaktion auf die «Buy American»-Regeln in den USA stark investiert und expandiert, was auch positiv auf den Schweizer Stammsitz ausstrahlte.
Viertens könnten Schweizer Unternehmen und Konsumenten aufgrund erhöhter Subventionen im Ausland von niedrigeren Produktpreisen profitieren.
Schliesslich könnten technologische Spillover-Effekte, die durch politische Massnahmen zur Förderung der Technologieentwicklung im Ausland entstehen, auch Schweizer Unternehmen zugutekommen. Die Politik Chinas zur Förderung von Elektrofahrzeugen hatte beispielsweise technologische Entwicklungen vorangetrieben, von denen Schweizer Firmen profitieren konnten.
Die Gesamtwirkung dieser Kanäle ist komplex. Unsere Studie kommt zu dem Schluss, dass die Gesamtauswirkungen des IRA und des GDIP auf die Schweiz moderat sind. Basierend auf Simulationen erwarten wir potenzielle Wohlfahrtsverluste in Höhe von 0,06% des Schweizer BIP. Die Unternehmensbefragung zeigt, dass Schweizer Firmen diesen Massnahmen weitgehend optimistisch gegenüberstehen, obwohl es Bedenken hinsichtlich des Zugangs zu wichtigen Rohstoffen gibt. Zudem zeigt die Umfrage, dass sich viele Schweizer Unternehmen der möglichen positiven und negativen Auswirkungen aktueller industriepolitischer Initiativen auf ihre Geschäftstätigkeit nicht bewusst sind. Wir empfehlen daher, dass die Schweizer Regierung die Unternehmen ermutigt, sich auf die potenziellen Herausforderungen und Chancen vorzubereiten, die mit diesen Initiativen verbunden sind.
Downloads:
Projektbericht