Im Auftrag des Staatssekretariats für Wirtschaft SECO hat BSS zusammen mit Dr. Michael Siegenthaler (ETH) und Prof. Dr. Reto Föllmi (HSG) die Veränderungen von Arbeit, Freizeit und Produktivität in der Schweiz seit 1950 untersucht.
- Auftraggeber: Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO)
- Methoden: Kombination aus Literaturanalyse, deskriptiven Analysen sowie ökonometrischen Zeitreihen- und Paneldatenmodellen
- Zeitraum: 2023
- Leistungen und Produkte: Bericht
In unserer Studie analysierten wir die langfristige Entwicklung von Arbeit, Freizeit und Produktivität in der Schweiz von 1950 bis 2022. Unsere Analyse ermöglichte tiefgreifende Einblicke in die Dynamik des Schweizer Arbeitsmarktes und zeigte, dass die Zunahme der gesamtwirtschaftlichen Produktivität eng mit einer Erhöhung der Reallöhne und einer Reduktion der geleisteten Arbeitsstunden verbunden war. Diese Entwicklung manifestierte sich in einer deutlichen Verringerung der durchschnittlichen Wochenarbeitszeit pro Vollzeiterwerbstätigem und einer Zunahme der Ferienwochen pro Jahr. Gleichzeitig ermöglichte die steigende Produktivität trotz steigender Lebenserwartung die Anpassungen des Rentenalters gering zu halten, was zu zusätzlicher Freizeit im Ruhestand führte.
Zusätzlich untersuchte unsere Studie auch die Freizeitgestaltung in der Schweiz seit 1997 und zeigte, dass Männer ihre Arbeitszeit leicht reduziert haben und mehr Verantwortung im Haushalt sowie bei der Kinderbetreuung übernahmen. Die Arbeitszeitreduktion führte also nicht zu einem Anstieg der Freizeit. Bei Frauen mit Kindern war hingegen eine Zunahme der Arbeitszeit zu beobachten. Diese ging mit weniger Haushaltsarbeit und Freizeit sowie etwas mehr Kinderbetreuungszeit einher.
Zudem beleuchteten wir die Entwicklung der Schweiz im europäischen Vergleich und stellten fest, dass die Schweiz eine hohe Produktivitäts- und Lohnentwicklung aufwies. Es zeigte sich eine hohe Erwerbstätigenquote und längere Arbeitszeiten bei Vollzeiterwerbstätigen. Zudem bestand ein hoher Anteil an Teilzeitarbeit in der Schweiz, was zu einem Arbeitsstundenniveau führte, das dem europäischen Durchschnitt entsprach.
Diese Ergebnisse unterstrichen, dass der langfristige Produktivitätsfortschritt nicht nur in finanziellen Wohlstandsgewinnen mündete, sondern auch in Form von kürzerer Arbeitszeit realisiert wurde. Gleichzeitig verdeutlichten unsere Ergebnisse, dass die reine Betrachtung der Arbeitszeit nur bedingt als Indikator für die tatsächliche Freizeit genutzt werden können, da zusätzliche Faktoren wie die kombinierte Arbeitszeit von Paaren und das Engagement im Haushalt und bei der Kinderbetreuung eine bedeutende Rolle spielen.
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Projektbericht, Artikel in Die Volkswirtschaft